Zweifler müssen umdenken - Ein Spötter widerruft - Widerruf von Heinrich Heine

Es gibt wohl wenige Persönlichkeiten in der Weltliteratur, die bis heute so verschieden beurteilt und so heiß umstritten worden sind wie Heine. Er wurde in Düsseldorf (1797) geboren und war jüdischer Herkunft. Anfangs zum Bankkaufmann bestimmt, widmete er später dem juristischen Studium in der Absicht, einmal Rechtsanwalt zu werden.

Heine war ein bezaubernder Lyriker, ein scharfsinniger Kritiker, ein gefährlicher Satiriker, ein glänzender Schriftsteller, ein begehrter Journalist, kurzum ein hervorragender Beherrscher von Sprache und Stil; - aber alle diese ruhmvollen Prädikate sind überschattet von jener dunklen Geistesrichtung, die in der Lossagung von Gott ihren höchsten Ruhm erblickt. Als ein Dichter der kritischen Vernunft und der praktischen Gottlosigkeit, als ein geistreicher Zyniker und leichtfertiger Spötter ist Heine in die Geschichte eingegangen.

Die späte Reue eines Sterblichen

Man würde jedoch, dieses weithin im Unglauben verbrachten Dichterlebens nicht ganz gerecht werden, wollte man sein eigentliches Ende und die damit verbundene "Reue des Sterblichen", die über ihn gekommen ist, verschweigen. Heine war die letzten zehn Jahre seines Erdenlebens durch einen Schlaganfall zu qualvollem Krankenlager verurteilt.

In dieser Leidensschule scheint sich bei ihm eine tiefe innere Wandlung vollzogen zu haben. Wohl hat er sich anfangs gegen das harte Schicksal aufgebäumt mit dem verzweifelten Ausruf: "Ein lebendig Begrabener schreit durch die Nacht!" Aber wenige Jahre vor seinem Tode hat er dann im Nachwort zu seinem „Romanzero" (1851) den ganzen Irrweg seines Unglaubens schmerzlich bereut. Dort bekennt er offen diese innere Wandlung mit den Worten:

"Wenn man auf dem Sterbebette liegt, wird man sehr empfindsam und weichselig und möchte Frieden machen mit Gott und der Welt. Seit ich selbst der Barmherzigkeit Gottes bedürftig, habe ich allen meinen Feinden Amnestie erteilt. Gedichte, die nur halbwegs Anzüglichkeiten gegen den lieben Gott selbst enthielten, habe ich mit ängstlichem Eifer den Flammen überliefert. Es ist besser, daß die Verse brennen, als der Versemacher.

Ja, wie mit der Kreatur, habe ich auch mit dem Schöpfer Frieden gemacht, zum größten Ärgernis meiner aufgeklärten Freunde, die mir Vorwürfe machten über dieses Zurückfallen in den alten Aberglauben, wie sie meine Heimkehr zu Gott zu nennen beliebten. Andere, in ihrer Intoleranz, äußerten sich noch herber. Der gesamte hohe Klerus des Atheismus hat sein ,Anathema' über mich ausgesprochen, und es gibt fanatische Pfaffen des Unglaubens, die mich gerne auf die Folter spannten, damit ich meine Ketzereien bekenne. Zum Glück stehen ihnen keine anderen Folterinstrumente zu Gebote als ihre Schriften. Aber ich will auch ohne Tortur alles bekennen.

Ja, ich bin zurückgekehrt zu Gott, wie der verlorene Sohn, nachdem ich lange Zeit bei den Hegelianern die Schweine gehütet. Das himmlische Heimweh überfiel mich und trieb mich fort durch Wälder und Schluchten, über die schwindligsten Bergpfade der Dialektik.“ Quellenangabe: http://www.textlog.de/heine-gedichte-nachwort-2.html

Diese Rückkehr und Heimkehr des Dichters „zu einem persönlichen Gott", wie er es selbst ausspricht, hat ihn jedoch nicht mehr in den Schoß irgendeiner Kirche zurückgeführt. Ausdrücklich stellt er hierzu fest: „Kein Glockenklang hat mich verlockt, keine Altarkerze hat mich geblendet." Dennoch haben wir deshalb keinen Grund, die Echtheit seiner Reue und Umkehr zu bezweifeln.

Der ergreifende Widerruf eines Dichters!

Unter den Gedichten aus Heines Nachlaß befindet sich ein letzter erschütternder Widerruf seines ganzen ungläubigen Dichtertums, darinnen der flehentliche Schrei nach Vergebung tief ergreifend ist. Dieser Widerruf als ein letztes reumütiges Bekenntnis des Dichters sollte nicht in Vergessenheit geraten. Hier ist es :

Zerschlagen ist die alte Leier am Felsen, welcher Christus heißt,
die Leier, die zu böser Feier bewegt ward von dem bösen Geist,
die Leier, die zum Aufruhr klang, die Zweifel, Spott und Abfall sang.
O Herr, o Herr, ich kniee nieder, vergib, vergib mir meine Lieder. –

Der Kirche ist und ihrem Glauben manch Spottlied frevelhaft erschallt.
Es sollte Zucht und Ordnung rauben mit weicher Töne Truggewalt.
Die freie Rotte triumphiert. Ich hab ihr manchen zugeführt.
O Herr, ich schlag die Augen nieder, vergib, vergib mir meine Lieder.

Und als des Märzes Stürme kamen bis zum November trüb und wild,
Da hab ich wilden Aufruhrsamen in süße Lieder eingehüllt.
So manches Herz hab ich betört, des ewgen Lebens Glück zerstört.
Gebeugten Hauptes ruf ich wieder: O Herr, vergib mir meine Lieder.

Zerschmettert ist die alte Leier am Felsen, welcher Christus heißt.
Die Leier, die zur bösen Feier bewegt ward von dem bösen Geist.
Ach schenk mir eine Leier neu und mild vom heilgen Friedensklang erfüllt.
O neige segnend dich hernieder und gib mir neue, neue Lieder.


Dieses letzte Dichterwort Heines mag für sich sprechen. Wir sollten jedoch nicht versäumen, allen denjenigen, die auch heute noch im freidenkerischen und atheistischen Fahrwasser des vergangenen Jahrhunderts segeln, von der Tatsache dieser Wandlung und dieses Widerrufes eines ihrer ehemaligen Hauptbannerträger Kenntnis zu geben.

Siehe auch Berichte unter: Atheisten und Gott: Atheisten HIER klicken
 

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