~ Herzlich Willkommen! ~
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G L A U B E H O F F N U N G L I E B E
Wilfried Rust, Edemissener Str. 16, D-31228 PEINE, Tel: 05171 - 16585
email: wilfriedrust @ arcor.de
Internet-Adresse: http://www.familierust.com
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Diagnose: Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)
Gewidmet meiner geliebten Frau Angelika,
die nach geduldigem Tragen von der Krebsgeißel endlich erlöst ist.
Peine-Stederdorf, im Dezember 2000
Vorwort
Weil ich nicht möchte, daß irgend jemand anders unter Krebsleiden unnötig aus Unwissenheit leiden muß, habe
ich für Betroffene oder auch Hilfesuchende den Krankheitsverlauf meiner geliebten Frau hier im Internet
unter der Adresse
http://www.familierust.com
zur privaten Nutzung zur Verfügung gestellt.
Für detaillierte Fragen dazu und auch für die Zeit “danach” stehe ich selbst als Betroffener und Seelsorger
bereitwillig zur Verfügung.
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Wer für diese Darstellung kein Verständnis hat,
der lese bitte hier nicht weiter!
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Krankheitsbeginn
Im Januar 2000 haben alle Familienmitglieder Grippe. Seit dem 11.Januar ist meine Frau in Behandlung beim
Hausarzt wegen durch Grippe ausgelösten Husten. Weil sich der Husten verschlimmert und sich in
Hustenanfällen mit Würgen bis zum Erbrechen äußert, läßt sich unser Hausarzt nach verschiedenen
Antibiotika-Verabreichungen endlich darauf ein, meine Frau am 17. Februar zum Lungen-Röntgen zu überweisen.
Freitag, 18. Febr.2000.
Meine Frau bekommt beim Bettenmachen ein blaues Gesicht. Sie geht heute zum Röntgen der Lunge. Danach ruft
mich meine Frau auf der Arbeit an. Sie kam vom Röntgen-Arzt, weint und bittet mich, sofort von der Arbeit
nach Haus zu kommen. Sie muß ins Krankenhaus.
Der Röntgenarzt äußert Verdacht auf Lungenentzündung und Tuberkolose. Außerdem befindet sich Wasser zwischen
Lunge und Rippenfell, was dort nicht hingehört.
15 Minuten später sitze ich zu Hause am Mittagstisch. Es herrscht gedrückte Stimmung. Unsere Mädchen essen
langsam und nachdenklich. Schnell werden einige Sachen gepackt und schon sind wir unterwegs nach Diekholzen
bei Hildesheim ins Kreiskrankenhaus. Sie sind dort spezialisiert auf Pneumologie.
Gegen 15 Uhr kommen wir dort an. Sofort wird eine Ultraschall-Untersuchung der Lunge und des Bauchraumes
vorgenommen. Außerdem wird ein TBC-Test eingeleitet. Der Blutsauerstoffgehalt beträgt nur 48 Prozent,
normal ist 80-90 Prozent.
Als ich nach Hause komme, haben unsere drei Mädchen den Ernst der Lage erkannt und schon einen Plan an den
Küchenschrank geklebt, der genau die täglichen Arbeiten im Haus (Waschen, putzen, kochen usw. usw.) regelt.
Am Montag, 21.02. wird das Wasser zwischen Lunge und Rippenfell entfernt. Am Dienstag, 22.02.
wird eine CT (Computerthomographie) im Städtischen Krankenhaus Hildesheim durchgeführt.
Der TBC-Test verläuft positiv, d.h. der Verdacht auf TBC hat sich nicht erhärtet. Lungenentzündung ist es
auch nicht. Erkennbar ist aber jetzt durch die CT ein Tumor im Lymphdrüsenbereich oberhalb des Herzens
zwischen den beiden Lungenspitzen im mediastalen Bereich von der Größe einer großen Pampelmuse.
Am Montag, den 28.02. wird meine Frau von Diekholzen zum St.Bernwards-Krankenhaus nach Hildesheim verlegt,
um am Dienstag, den 29.02. operiert zu werden. Ein wallnußgroßes Tumorgewebe wird entfernt, um es in Kiel
in einem Onkologischen Krebs-Speziallabor mikroskopisch und biologisch untersuchen zu lassen.
Am Samstag, den 04.03. hole ich meine Frau nach Hause, weil sie die Medikamente auch zu Hause nehmen kann.
Klassifizierung
Am Dienstag, 07.03. benachrichtigt uns Frau Dr.Jordan aus Hildesheim über das Labor-Untersuchungsergebnis
aus Kiel. Es ist ein hochmalignes (schnellwachsendes) Lymphom-Tumor-Gewebe, das durch seine Größe einen
Hohlvenen-Rückstau im oberen Bereich verursacht und damit den Hals anschwellen läßt. Außerdem verengt es die
Luftröhre und bedrängt die Lungenflügel im oberen Bereich.
Am Freitag, den 10.03. verbringen wir 6 Stunden im St.Bernwards-Krankenhaus Hildesheim mit Ganzkörper-CT
und ähnlichen Untersuchungen, um eventuelle Metastasen festzustellen.
Der Onkologe (Krebsspezialist) Oberarzt Dr. Heide erklärt uns die Ergebnisse und bespricht mit uns die weitere
Vorgehensweise. Der Tumor wächst seit etwa 3-4 Wochen und bedrängt inzwischen wegen seiner Größe die oberen
Organe wie Hohlvene, Lunge und andere Organe im mediastalen Bereich. Aufgrund der Schnellwüchsigkeit des Tumors
muß sofort gehandelt werden.
Vorgeschlagen wird eine 6-teilige Cemotherapie, die am Montag mit einem 2-tägigen stationären Aufenthalt im
St.Bernwards-Krankenhaus Hildesheim beginnen soll. Die weiteren Cemotherapien sollen ambulant bei Frau
Dr. Tschechne in Lehrte erfolgen.
Cemotherapie
Vom 13.-15.03. ist Angelika dort und bekommt die 1.Cemotherapie. Am 14.03. wird eine Knochenmarkpunktion
durchgeführt, um die Stammzellen zu untersuchen. Das Knochenmark ist in Ordnung.
Am Montag, den 20.03. haben wir einen ersten Gesprächstermin bei Frau Dr. Tschechne in 31275 Lehrte, Iltener Str.46.
Sie erklärt uns ausführlich und freundlich die Arbeitsweise und Folgen einer Cemotherapie und den weiteren
Behandlungsverlauf. Alle Untersuchungsergebnisse liegen inzwischen vor.
Sie erklärt uns Folgendes: Der Tumor ist ein Lymphdrüsenkrebs, genauer ein bösartiges hochmalignes (schnellwachsendes)
Non-Hodkin-Lymphon als 2-B-Zell-Typ im 1.Stadium von 4 insgesamt, also noch am Anfang und damit gut behandlungsfähig.
Der Krebs ist deshalb bösartig, weil er im Anfangsstadium andere Organe durch seine Größe bedrängt und teilweise
an ihrer Funktion behindert, bis er sie im späteren Stadium angreift und die Organfunktionen beendet, was zum
Erstickungstod führt. Bei Nichtbehandlung liegt die Überlebenszeit bei ca. 4-8 Wochen.
Bei Behandlung mit einer speziellen 3-fachen Cemotherapie liegen die Heilungschanchen im 1.Stadium bei 60-70 Prozent.
Bei dieser Cemotherapie fallen in 98 Prozent aller Fälle nach dem 10.Tag sämtliche Haare aus, weshalb gleich heute
ein Rezept für eine Perücke ausgestellt wird und wir sie gleich noch bekommen können.
Einige Nebenwirkungen der Cemotherapie zeigen sich bei den Haaren z.B. nach ca.14 Tagen mit Haarausfall zuerst
in den Achselhöhlen, dann büschelweise beim Haupthaar und später auch an den Schamhaaren. Vier Wochen nach
Anfang der Cemo sind fast alle Haare ausgefallen.
Die für den 27.03. geplante 2.Cemotherapie wird um eine Woche verschoben, weil die Anzahl der granularen Leukozyten
unter 2000/cml Blut bei 1500/cml liegen.
Am 03.04. wird die 2.Cemotherapie durchgeführt, die in der folgenden Nacht 39,7 Grad Fieber mit Erbrechen verursacht.
Angelikas Immunsystem ist ganz schwach und läßt eine schwere Erkältung mit Husten und Schnupfen und anderen
Begleiterscheinungen durch. Am 07.04. wird nochmals eine Blutuntersuchung bei Frau Dr.Tschechne durchgeführt.
Am 13.04. sind wir wieder dort. Angelika bekommt für 5 Tage jeweils 1 Spritze Neupogen mit nach Hause
(kostet DM 1888,-), die das Knochenmark zu vermehrter Leukozytenproduktion anregen sollen, um das am Boden
liegende Immunsystem wieder zu stärken. Die erste Spritze ist erträglich. Die 2. erzeugt derbe Schmerzen im
Lendenwirbelbereich, weshalb wegen Schmerzen unter Tränen diese Spritzen-Behandlung abgebrochen werden muß.
Überraschend sind am 17.04. die Leukozyten auf 4900/cml Blut gestiegen, weshalb die 3. Cemotherapie am selben Tag
angewendet werden kann.
Am 24.04. sind bei einer Blutbildkontrolle die Leukozyten auf nur 600/cml Blut gefallen und liegen
damit unter der kritischen Grenze von 1000/cml. Hohe Ansteckungsgefahr ist die Folge, weshalb jetzt
Menschenansammlungen in Kaufhäusern o.ä. wegen Bazillen durch Husten oder Schnupfen oder Niesen und jeder
weitere Kontakt mit kranken Menschen gemieden werden muß.
Das Immunsystem ist jetzt zu schwach und hat z.Zt. praktisch keine Abwehrkräfte mehr. Bei jedem Anzeichen
von Erkältung oder Fieber ist sofort die Ärztin zu informieren, um einer drohenden Lungenentzündung
vorzubeugen. Eine Lungenentzündung könnte der Körper im jetzigen Zustand nicht verkraften und würde dann
lebensbedrohliche Folgen haben.
Bemerkbar machen sich auch seit Anfang der Cemotherapie ein trockener Mund, Mund- und Zahnfleischentzündungen,
schwerer Stuhlgang, Pilzentzündungen in der ebenfalls trocken gewordenen Scheide und plötzliches Urinlassen.
Die Ursachen dafür sind die Schleimhäute von Kopf bis Darmbereich, die durch die Cemotherapie-Zytostat-Gifte
angegriffen und sich nicht im normalen Umfang erneuern können.
Am 28.04. soll das Blut erneut untersucht werden. Diesmal sind es 1600/cml Leukozyten. Am 03.05.
wird eine Ganzkörper-Computerthomographie bei Dr.Sabith in Peine gemacht. In 156 Einzelaufnahmen wird der
Körper vom Scheitel bis zum Steißbein mit Röntgenaufnahmen in Schichtaufnahme fotografiert.
Am 04.05. wird die 4.Cemotherapie durchgeführt. Die Leukozyten sind auf 5600/cml Blut gestiegen. Die
CT vom Vortag wird heute ausgewertet. Das Ergebnis: Das Lymphom (Krebs/Tumor) hatte durch seine
Schnellwüchsigkeit innerhalb von ca. 4 Wochen zum Anfang der Behandlung schon eine Größe von
12 x 11 x 8 cm = ca. 1056ml (eine Liter-Cola-Flasche) erreicht. Nach 3 Cemotherapien ist seine Größe jetzt auf
7 x 6 x 3 cm = 126ml (eine halbes Trinkglas) zusammengeschrumpft. Dies bedeutet eine Verkleinerung von
88 Prozent !!! - Halleluja! - Die Ärztin spricht wegen dem guten Verlauf des Heilungsprozesses von einer
Bilderbuch-Behandlung. - Sicher nicht nur ein Ergebnis der angeschlagenen Behandlung, sondern auch der vielen
Fürbitter in den Freikirchen landauf / landab. Gott sei Dank!!!
Am 10.05. soll das Blut erneut untersucht werden. Diesmal sind es 5800/cml. Die Krebs-Spezialistin
Frau Dr.Tschechne sagt: "Frau Rust, Sie sehen wirklich gut aus."
Am 16.05. soll das Blut erneut untersucht werden. Diesmal sind es 2000/cml Leukozyten. Am 26.05. wird
das Blut erneut untersucht. Diesmal sind es 4500/cml Leukozyten.
Am 29.05. wird die 5.Cemotherapie durchgeführt. Die Leukozyten sind auf 3500/cml Blut gefallen. Der Antrag
auf onkologische Nachsorgeleistung (Kur) wird bei der Ärztin gestellt.
Am 06.06. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 1800/cml Leukozyten. Am 09.06. wird das
Blut erneut untersucht. Diesmal sind es 1100/cml Leukozyten. Am 15.06. wird das Blut untersucht.
Diesmal sind es 2600/cml Leukozyten.
Am 19.06. wird die 6.Cemotherapie (und letzte) durchgeführt. Die Leukozyten sind auf 3900/cml Blut
gestiegen. Am 27.06. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 3300/cml Leukozyten.
Am 03.07. wird wieder eine Ganzkörper-Computerthomographie bei Dr.Sabith in Peine gemacht. In 156
Einzelaufnahmen wird der Körper vom Scheitel bis zum Steißbein mit Röntgenaufnahmen in Schichtaufnahme
fotografiert.
Am 04.07. wird das Blut erneut untersucht. Diesmal sind es 1000/cml Leukozyten. Die CT vom Vortag wird
heute ausgewertet. Das Ergebnis: Das Lymphom (Krebs/Tumor) ist nach 6 Cemotherapien jetzt auf 6 x 4,5 x 2 cm = 54ml
(ein viertel Trinkglas) zusammengeschrumpft. Dies bedeutet eine Verkleinerung von ca.57% seit der 3.Cemotherapie
und um insgesamt 95% seit der 1.Cemotherapie !!! - Halleluja! Da der Tumor noch nicht ganz weg ist, wird für
nächste Woche Donnerstag, den 13.07.00 ein Termin zum Beginn einer anschließenden Strahlentherapie vorgeschlagen.
Strahlentherapie
Am 07.07. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 2400/cml Leukozyten. Am 11.07. stellt sich meine
Frau in der Strahlentherapie in Hannover am Raschplatz bei Dr.Hirschfeld vor. Er erklärt uns den Verlauf und
die möglichen Nebenwirkungen der Klassischen Strahlentherapie, die mit Röntgenstrahlen mit insgesamt 30 Gray
durchgeführt werden soll.
Ab dem 17.07. wird meine Frau mit dem Taxi auf Kosten der Krankenkasse nach Hannover gefahren. Nochmals
wird dort in der Strahlentherapie eine CT gemacht, um ein genaues Einmessen zu gewährleisten.
Am 18.07. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 4800/cml Leukozyten. Am 19.07. werden drei
Referenz-Messpunkte festgelegt, um eine schnelle Behandlung jeden Tag zu ermöglichen. Etwa 8 Wochen lang soll
jeden Tag Montags bis Freitags die Strahlentherapie angewendet werden.
Ab dem 20.07. fängt die regelmäßige Strahlentherapie an und zwar in der 1. Bestrahlungsreihe im
Mediastinum. Am 25.07. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 3800/cml Leukozyten.
Am 27.07. wird meine Frau nochmals genau untersucht, weil sie über gelben klebrigen Speichel klagt.
Dabei stellt Dr.Brenneisen (Kollege in der Praxis von Dr. Hirschfeld) fest, daß ein falscher Keil unter dem
Kopf lag und so der Hals und der untere Mund mit bestrahlt wurde. Er entschuldigt sich. Es wird ein anderer
Keil genommen.
Am 03.08. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 3400/cml Leukozyten. Am 08.08. wird das Blut
untersucht. Diesmal sind es 3600/cml Leukozyten.
Beginn der 2.Bestrahlungsreihe (Bauchraum) von 4 Wochen. Am 22.09. wird das Blut untersucht. Diesmal
sind es 3000/cml Leukozyten. Am 02.10. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 3400/cml Leukozyten.
Am MI, den 04.10.00 ist die letzte Bestrahlung der 2.Bestrahlungsreihe.
Inzwischen ist die 3-wöchige Kur in Bad Kreuznach ab dem 18.10.00 vorgesehen.
Ergebnis nach der Strahlentherapie
Am FR, den 06.10. wird wieder eine Computerthomographie bei Dr.Sabith in Peine gemacht. Es ist laut
Aussage des Arztes neben dem ersten Gewächs ein zweites Gewächs zu sehen. In den letzten 2 Wochen hat meine
Frau wieder 2 Kilo abgenommen und der Husten ist auch noch nicht abgeklungen, was beides Anzeichen für einen
Tumorwachstum als Lymphom sind.
Montag, den 09.10.00 sollen die Aufnahmen abgeholt werden, weil der Arzt sie am Wochenende noch einmal näher in aller Ruhe begutachten will. Dabei kommt heraus, dass sich der Tumor wieder auf 10 x 4 x 4cm = 160 ml auf 15% der Ausgangsgröße vergrößert hat und zwar in jetzt auch einer anderen Richtung und ebenfalls an einer danebenliegenden zweiten Stelle.
Mittwoch, den 11.10.00 ist der Besprechungstermin bei der Onkologin Frau Dr. Tschechne in Lehrte geplant, der sich aus Termingründen ihrerseits auch nicht vorverlegen läßt.
Am 11.10. erklärt die Onkologin Frau Dr. Tschechne in Lehrte nach dem vorliegenden Befund, daß nunmehr sofort eine Hochdosis-Cemotherapie angeschlossen werden muß, um weiteres Tumorwachstum zu vermeiden. Die für den 18.10. beginnende Kur muß leider abgesagt werden!
Hochdosis-Cemotherapie
Auf das Drängen von Frau Dr. Tschechne hin wird Angelika schon am MO, den 16.10. in die Medizinische Hochschule Hannover in die Onkologie eingewiesen. Nach den Aufnahmeuntersuchungen wird eine Knochenmarkpunktion und eine Tumorgewebepunktion gemacht, um für die weitere Behandlung eine genaue Histologie und aktuellen Befund vorliegen zu haben. Mittwoch abend bekommt sie 38,1 Grad Fieber.
Am FR, 20.10. wird sie aus der MHH entlassen, bis die Ergebnisse der Tumorklassifikation vorliegen.
Am MO, 30.10. bringt sie den ganzen Tag in der Lymphom-Ambulanz in der MHH mit einigen Voruntersuchungen zu. Am DI, 31.10. macht Frau Dr. Tschechne noch einige nötige Untersuchungen. Am nächsten Tag wird der Abdomen (Bauchraum) nochmals mittels CT untersucht. Fazit: Kein weiterer Krebs im Bauchraum feststellbar.
Am SA, 04.11. wird ein Bett in der Onkologie der MHH frei. Die Lunge wird nochmals geröngt. Ein Aufnahmegespräch findet statt. Es ist noch nicht klar, mit welcher Cemotherapie jetzt behandelt werden soll, weil die zweite Tumoruntersuchung aussagt, daß der Tumor sich nicht in seiner Art verändert hat. Trotzdem wuchs er bei der Strahlentherapie um das 3-fache wieder auf 15 % seiner Anfangsgröße an.
Am Montag konferieren die Ärzte und Professoren über die genaue weitere Vorgehensweise. In Betracht kommt vermutlich eine Cemotherapie nach dem BALL-Protokoll. Ein Halskatheder wird gelegt, um die höhere Zellgiftkonzentration im zum Herzen fließenden Blutstrom besser verteilen zu können. Damit soll eine Schädigung durch die hohe Giftkonzentration in einer kleineren Armvene verhindert werden.
Am DI, 7.11. wird nach vorheriger Gabe von schützenden Medikamenten die 1.Cemotherapie mit höherer Dosis für 22 Stunden lang angeschlossen, an die sich noch weitere Infusionen sowie Augenspülungen zum Schutz vor den Zellgiften und deren Nebenwirkungen anschließen. Der Leukozytenstand liegt bei 6700/cml, am nächsten Tag bei 4300/cml.
Nach der 1. höher dosierten Cemo-Therapie nach dem DHAB-Protokoll hat meine Frau immer wieder mal leicht Fieber von 37,5-38,3 Grad, was mit Antibiotika behandelt wird und ursächlich dem Tumor zugeschrieben wird.
Am 23.11.00 wird eine Stammzellenentnahme gemacht, bei der 8 x 1/2 Liter Blut entnommen, zentrifugiert und wieder zurück gegeben wird. Die zentrifugierten Stammzellen werden tiefgefroren und können bei einer nächsten Hochdosis-Cemotherapie wieder dem Blutkreislauf zugeführt werden. Bei einer Hochdosis-Cemotherapie muß man davon ausgehen, daß sämtiche Stammzellen zerstört werden. Das wäre faktisch Mord. Deshalb trennt man vorher einen Teil der Stammzellen und kann sie später wieder zufügen.
Am 24.11.00 wird meine Frau aus der MHH entlassen, um für ca. 10 Tage sich zu Hause physisch und vor allem psychisch zu erholen.
Wellen der Hilfsbereitschaft
In der Zwischenzeit ist eine Welle von Hilfsbereitschaft angelaufen. Vom Bodensee bis nach Lübeck beten Einzelpersonen und ganze Kirchengemeinden für eine Heilung bei meiner Frau Angelika. Auch ganz praktische Hilfe erfahren wir als Familie, indem zum Beispiel die beiden Omas uns abwechselnd zum Mittagessen einladen.
Einige besuchen meine Frau während ihrer Krankenhausaufenthalte, andere rufen sie immer wieder an und lenken sie von ihrer schweren Krankheit ab, geben ihr das Gefühl von nicht alleingelassensein, von Annahme, Mitgefühl, Mittragen, Mitsorgen.
Aus unserer Gemeinde kommt regelmäßig eine junge Schwester (selbst Mutter von zwei kleinen Kindern) und dient uns als Familie selbstlos als Haushaltshilfe beim Waschen, Bügeln, Saubermachen und was sonst so alles anfällt. Auch eine Cousine unterstützt unsere Mädchen ganz praktisch im Haushalt.
Eine Glaubensschwester (hat selbst einen 6-Personenhaushalt zu versorgen) aus einer anderen Kirchengemeinde ruft an und bringt uns einige Tage lang das Mittagessen mit Nachtisch für die ganze Familie.
Immer wieder rufen Menschen an, erkundigen sich nach dem Stand der Dinge und dem Wohlbefinden und versichern ihre Unterstützung in Form von Gebet und auch "Daumendrücken". Sie sprechen Mut zu und "stehen hinter uns". Manchmal kommt direkt ein Fax mit einem mutmachenden Wort Gottes.
Einige kommen auch ganz sporadisch vorbei und dienen uns mit Fürbitte und Gebet sowie Ermutigung ganz persönlich vor Ort. Dabei fließen auch schon mal viele Tränen, Tränen der Trauer und des Mitgefühls, Tränen aber auch des Mittragens und Durchtragens nach dem Gebot Gottes: "Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gebot der Liebe erfüllen."
Auch ich selbst (Wilfried) begebe mich nach reiflicher Überlegung am 9.November in die Hände eines Seelsorgers, um mit einer langjährigen Person meines Vertrauens über diese auch mich be-(er)-drückende Last zu sprechen. Dieses Gespräch tut sehr gut.
Gut ist auch, daß uns niemand wie in manchen anderen schweren Fällen auf die Frage nach dem "Warum" eine Drohantwort gegeben hat wie z.B. "Was müßt ihr aber schwer gesündigt haben, daß Gott euch so schwer strafen muß"... Wenn so eine ähnliche kommen würde, wüßte ich aber schon, diesem geistlosen Unflat entsprechend zu begegnen. Auch Hiob litt ohne Ursache, wurde sogar von seiner Frau abgeschrieben und zum Unglauben aufgefordert, aber er versündigte sich nicht vor Gott mit seinen Lippen. Er stellte es aber Gott anheim, zu erretten oder auch zu verderben. Und trotzdem hatte er eine lebendige Hoffnung, indem er sagte: "Ich glaube aber doch, daß ich in meinem Fleische meinen Erlöser sehen werde..."
In einem Fax schrieb ein Glaubensbruder von den 3 Männern im Feuerofen. Sie mußten nicht allein bleiben, sondern gingen mit einem vierten im glühenden Ofen umher. Sie wurden so beschützt, daß man nicht mal "den Geruch des Brandes an ihnen riechen konnte... . Diese Gedanken haben uns auch sehr ermutigt, im Ofen des Elends weiter zu gehen, weiter zu hoffen, weiter zu glauben. Wir wollen es lernen, Gott auch in schier
unlösbaren Situationen zu vertrauen und IHN dadurch zu ehren.
Angelika zu Hause (24.11.-01.12.00)
Die Tage, die meine Frau zu Hause sein kann, aber vor allem die Nächte erzeigen sich als sehr schwierig, weil durch Hustenanfälle mit gelben Schleimauswurf und schwerem Würgen und Erbrechen keine richtige Ruhe einkehren will.
Da sie in der MHH nachts Sauerstoff-Unterstützung bekam, haben wir bei dem Arztbesuch am 27.11.00 bei Frau Dr.Tschechne eine Atemunterstützung beantragt und am selben Tag durch die Krankenkasse bekommen. Dieser Sauerstoffkonzentrator konzentriert den in der Umgebungsluft vorhandenen Luftsauerstoff und drückt in einstellbar mit destilliertem Wasser angefeuchtet durch einen 20m langen Schlauch zu dem Nasenschlauchanschluß, der bis ins Schlafzimmer reicht. Der elektrisch angetriebene Sauerstoffkonzentrator wird auf 2 Liter / min eingestellt und kann unten im Flur stehen bleiben. So stört er mit seinen Arbeitsgeräuschen nicht die Nachtruhe.
Meine Frau schläft diesmal bis auf einen Toilettengang durch und ist am nächsten Morgen total glücklich über eine gute durchgeschlafene Nacht. Sofort hebt sich ihr psychisches Wohlbefinden an.
Wegen einer OP an einem Zeh (eingewachsener Großzehnagel in Fleisch wurde verschmälert samt Nagelwurzel) von mir bin ich nun auch etwa 21 Tage zu Hause und kann die Zeit über den ganzen Tag mit meiner Frau zusammen sein.
Am 28.11.00 wird ihr Gehör untersucht, weil sie seit einigen Tagen plötzlich schlechter hören kann. Gehör und auch die Stimmbänder sind durch die Cemotherapie in Mitleidenschaft gezogen worden.
Am DO, 30.11. wird das Blut untersucht. Diesmal sind es 7300/cml Leukozyten. Da sie unter Atemmangel leidet, wird per Ultraschall die Lunge untersucht und wieder Wasser zwischen Lunge und Rippenfell festgestellt. Bei der Punktion werden 1,2 Liter bernsteinfarbige Flüssigkeit entfernt. Die Überweisung für die MHH für MO, 4.12.00 wird ausgestellt. Ein Antiboitika wird verschrieben.
Die kommende Nacht und der ganze nächste Tag bringt keine Besserung. Auch am Tag schon hat sie Luftnot und verlangt nach Zusatzsauerstoff. Das Fieber steigt mehrmals auf 38,5 und fällt wieder auf 36,8 zurück. Die Luftnot wird trotz Zusatzsauerstoff immer schlimmer. Die körperlichen Kräfte reichen gerade noch unter Mühen für einen Toilettengang.
Notaufnahme in der MHH
Deshalb entschließen wir uns am Freitagabend nach der Geschenkeübergabe (Bettina hat 17.Geburtstag), noch in der Nacht Angelika in die Notaufnahme der MHH zu bringen. Nach 2 Stunden Wartezeit und Untersuchungen haben wir das "Glück" (eine Gebetserhörung), daß heute ein Bett in der Onkologie auf Station 42a frei geworden ist. Sie kommt sofort dorthin. Sonst hätte sie vorerst auf der inneren Medizin bleiben müssen.
Lungenentzündung
Anfangs werden 3 Liter /min Sauerstoff zusätzlich als ausreichend festgestellt. Am Samstag-Vormittag entdecken die Ärzte eine halbseitige Lungenentzündung auf der rechten Seite, die die Rückenschmerzen und den Hustenauswurf verursacht. Der Zusatzsauerstoff wird auf 10 Liter/min erhöht, was aber faktisch die Grenze darstellt. Mehr hilft nicht.
Der behandelnde Arzt erwägt, sie für die Nacht auf die Intensivstation zu verlegen. Ich erbitte telefonisch Gebetsunterstützung bei einer gerade heute stattfindenden Mitarbeitertagung in Stadthagen, bei der mich mein Sohn wegen meines kranken Fußes vertritt. An diesem Samstag wird wieder Wasser zwischen Lunge und Rippenfell festgestellt. Bei der Punktion werden 1,5 Liter bernsteinfarbige Flüssigkeit entfernt.
Am Sonntag, den 03.12.00 wird wieder Wasser zwischen Lunge und Rippenfell festgestellt. Bei der Punktion werden diesmal 0,5 Liter bernsteinfarbige Flüssigkeit entfernt. Der Zusatzsauerstoff wird auf 12 Liter/min erhöht.
2.höher dosierte Cemotherapie
Die Lungenentzündung rechtsseitig wird mit Antibiotika behandelt. Am DI, 05.12. entschließt sich der Prof.Dr.Peest Oberarzt der Onkologie Station 42a, mit der 2.höher dosierten Cemotherapie zu beginnen, weil der Tumor schon wieder wächst. Grund zu dieser Annahme zeigen die Röntgenaufnahmen und die sichtbare Anschwellung sowie Verhärtung über der OP-Narbe. Offensichtlich hat der Tumor hier einen weichen Durchlaß gefunden und breitet sich jetzt auch oberhalb der Rippen handtellergroß aus.
Tumorzellenstreuung
In einem Arztgespräch am MI, 06.12.00 spricht der Oberarzt Prof.Dr.Peest offen darüber, daß der Tumor seine Zellen inzwischen auch in der bernsteinfarbigen Flüssigkeit zwischen Lunge und Rippenfell einschleust. Ebenso sind auch Tumorzellen im Blut im ganzen Körper unterwegs.
Meine Frau ist seit einigen Tagen schon so schwach, daß sie sich am Bett waschen muß und den Toilettengang auf einem am Bett stehenden Toilettenstuhl verrichtet. Der Blutsauerstoffgehalt schwankt zwischen 83 und 91 Prozent bei 12 Liter / min Sauerstoffzugabe.
Montag und Mittwoch wurde ihre derzeitige Bettnachbarin in andere Zimmer verlegt, sodaß sie ganz allein lag und unter Tränen mich anrief. Ihre Augen wirken eingefallen, sie ist total kraftlos und wiegt jetzt 52 kg, was bedeutet, daß sie 1/3 ihres ursprünglichen Körpergewichtes von 75 kg verloren hat.
Intensivstation
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bekommt sie Luftnot trotz Vollmaskenatmung Zusatzsauerstoff von 12 Liter/min und wird deshalb auf die Intensivstation 14b verlegt. Dort bekommt sie eine automatische Atemunterstützung über ein Beatmungsgerät, daß ihre schwache Atmung mit Luftdruck unterstützt. Eigentlich soll sie am Mittag wieder zurück verlegt werden, aber ihre schwache Atmung läßt dies nicht zu.
Seit Montag, den 27.11. geht es mit Angelika jeden Tag schlechter. Heute, am DO, den 07.12. finde ich sie deshalb nicht auf ihrem Zimmer, wie angesagt, sondern noch auf der Intensivstation. Sie schläft und weil sie dieser Zustand im Schlaf am Wenigsten hört, wecke ich sie nicht auf, weil - ich sie liebe.
letzter möglicher Versuch
Bei meinem Rückgang zur Station erwartet mich der Oberarzt Prof.Dr.Peest zu einem Gespräch. Er teilt mir den Vorgang der letzten Nacht mit. Auf meine gezielte Anfrage hin sagt er, daß der Tumor / Krebs nicht nur durch seine Größe von oben auf die Lunge und das Herz drückt, sondern auch schon in die Lunge eingedrungen ist und dort zusätzlich von innen her Schaden anrichtet.
Er hofft, daß die nun seit 3 Tagen laufende Cemotherapie in den nächsten Tagen anschlägt und so durch Tumorreduktion die Lunge entlastet. Wenn die Cemotherapie nicht anschlägt, hat er keine weiteren Möglichkeiten mehr. Es ist alles versucht worden. Er sagt, in den nächsten Tagen entscheidet sich, ob sie überlebt oder nicht.
Betroffen teile ich dies meinen Eltern, meinen Schwiegereltern und unseren beiden älteren Kindern mit. Die Tränen laufen ... Wie wird es ausgehen? - Warum hat Gott noch kein Wunder getan? -
Ich bitte Gott, er möge sie nicht so lange leiden lassen, weil ich sie liebe und weil von IHM in der Bibel geschrieben steht: "Er hat nicht Gedanken des Leidens, sondern des Friedens mit uns." Ich bete: "O Gott, wenn Du sie heimholen willst, dann kannst Du das gleich tun. Willst Du aber ein Wunder tun, dann kannst Du das auch gleich tun. Nur - laß sie bitte nicht so lange leiden." - DEIN Wille geschehe.
Heute am FR, den 08.12. wache ich mit Tränen auf. Am Vormittag rufe ich an und erfahre vom Pfleger der Intensivstation, daß sich noch nichts verändert hat. Am Nachmittag fahre mit ihrer Mutter zu ihr. Ich kann heute fast normal mit ihr reden. Sie muß dabei die Sauerstoffmaske auf Mund und Nase lassen.
Am SA, den 09.12. besuche ich sie wieder wie jeden Tag. Jetzt kann sie nur noch mit Anstrengung antworten, wie gequält. Ihre Worte sind kaum zu verstehen. Ihr Blutsauerstoff schwankt bei 87 Prozent.
weitere Verschlechterung
SO, den 10.12. ruft mich mittags der Intensiv-Arzt an und teilt mir mit, daß Angelika in der letzten Nacht zu wenig Luft bekam trotz Sauerstoffmaske. Sie mußte intubiert werden, d.h. sie bekam einen Schlauch durch den Mund in die Luftröhre bis zum Lungenabzweig und wurde dann mit einem Beatmungsgerät zwangsbeatmet.
Um zu vermeiden, daß ihre Lunge dagegen atmet, wurde ihre Atmungsmuskelatur durch Medikamente ruhiggestellt. Schlafmittel sowie Schmerzmittel tragen zu einer ruhigen Behandlungsmethode bei. Der Intensiv-Arzt sagt weiter, daß er bei dieser lebensbedrohlichen Verschlechterung nicht sagen kann, ob sie noch Stunden oder Tage leben wird.
Abschied mit der Familie
Ich fahre nach Hannover und sehe mir alles genau an. Da die Lage sehr ernst ist, lasse ich unsere Kinder nachkommen. In der Zwischenzeit lese ich ihr 2 Kapitel aus dem Neuen Testament. Gemeinsam verabschieden wir uns als Familie von ihr und es fließen die ersten Tränen der Trauer. Angelika ist durch Schlafmittel sowie Schmerzmittel nicht wach, sondern künstlich im Schlaf gehalten. Abends hole ich ihre Eltern noch ab, damit sie ein letztes Mal ihre Tochter sehen können. Ihr Blutsauerstoff schwankt bei 85 Prozent.
Sterbetag Am Montagmorgen gegen 8 Uhr ruft mich der Intensiv-Arzt wieder an und teilt mir mit, daß es sich in der letzten Nacht noch weiter lebensbedrohlich verschlechtert hat und eine Überlebensdauer von nur noch max. einigen Stunden zu erwarten ist. Sofort fahre ich mit ihrer Mutter zu ihr. Eine Glaubensschwester aus der Lehrter Ecclesia unterstützt uns durch ihr Dasein am Todeslager Angelikas. Ihre Augen lassen infolge Sauerstoffmangels eine gelbliche Flüssigkeit hervorquellen. Die Niere hat schon ihre Funktion eingestellt, die Leber funktioniert nur noch teilweise. Die Sauerstoffversorgung lag eine Zeitlang mit 40-50 Prozent (Blutmessung) schon weit unter dem Mindestwert von 60 Prozent.
Der Tumor hat in den letzten 3 Tagen jeden Tag ca. 3 cm im Durchmesser zugenommen und damit die Lunge schon zu 3/4 zerstört. Gegen Nachmittag fällt der Sauerstoffgehalt des Blutes noch weiter ab. Der Körper hält infolge Sauerstoffmangel nur noch den zentralen Blutkreislauf aufrecht, indem Herz, Lunge und Gehirn durchblutet wird. Hände, Arme und Beine werden kälter und die Finger laufen leicht blau an. Der Kopf und besonders der Hals schwillt immer mehr an, weil der Tumor die Hohlvene sehr verengt hat und das aus dem Körper zurückkommende Blut nicht mehr vollständig zum Herzen zurück fließen kann.
Um 17.05 Uhr beginnt der Todeskampf. Der Puls (Herzfrequenz) jagt immer noch mit 150 Herzschläge pro Minute. Der Sauerstoffgehalt des Blutes sackt immer weiter ab und bewegt sich bei 67%. Der Blutdruck geht runter auf 60/40. Dann fällt die Sauerstoffgehaltmessung des Blutes aus infolge fallendem Blutdruck. Der Blutdruck geht weiter runter auf 30/20. Jetzt nimmt auch der Herzschlag ab und zeigt seine ersten Aussetzer und Unregelmäßigkeiten. Um 17.15 Uhr geht die Herzfrequenz auf 80, dann auf 60 und nur noch 40 zurück. Um 17.20 Uhr schlägt das Herz nur noch alle 5 Sekunden einmal und hört dann ganz auf. Es bekommt keinen Sauerstoff mehr zum Arbeiten.
Während dieses Tages las ich ihr wiederholt den Psalm 23. Beim letzten Mal kam eine klare Träne aus ihrem linken Auge. - Während sie im Todeskampf lag, betete ich und segnete sie mit dem Segen Abrahams. Dann küßte ich ihre linke Hand fünfmal, einmal für jedes Kind, das sie mir schenkte. Ihre Hände hatten so fleißig für uns gesorgt. Dann küßte ich ihre Stirn und verabschiedete mich. Zum Schluß faltete ich ihre Hände zusammen.
Im Schlußbericht der MHH steht als Todesursache Linksherzversagen. Weiterhin werden in der Obduktion Absiedlungen des mediastalen B-Zell-Lymphoms in Herz, Lunge, Schilddrüse, Leber, Magen, Dünndarm und Nieren gefunden.
Die Tage danach .....
Leider ist das ersehnte Wunder oder auch Heilung von dieser furchtbaren Krebsgeißel trotz vieler ernster Gebete und Fürbitten ausgeblieben. Einerseits ist dieser Verlauf nicht verständlich, auch nicht zu begreifen oder zu erklären. Wir können die Realität nur still annehmen.
Andererseits bat ich Gott, er möge meine geliebte Frau nicht so lange leiden lassen. Dies hat Gott erhört. Absolut! Dafür bin ich sehr dankbar, denn es wäre für mich und uns alle eine Qual geworden, wenn wir hätten zugucken müssen und nicht dabei helfen können.
Inzwischen haben wir viel Trost und Zuspruch erfahren. Die Freundinnen und Freunde unserer Kinder kümmerten sich rührend um sie. Eine blieb über Nacht, andere riefen immer wieder an, kamen selbst vorbei, schickten Briefe und emails. Auch ich habe von vielen Glaubensbrüdern und -schwestern Trost und Beistand erfahren.
Die Beerdigung war am Samstag, den 16.Dez. 2000. Bruder Wolfgang Schwarz aus Göttingen diente uns mit der Trauerrede und stellte die Liebe Gottes in Jesus Christus auf den Leuchter.
Mehr als 210 Trauergäste fanden sich auf dem Friedhof ein und bekundeten so ihr Mitgefühl und Mittragen, was uns als Familie wirklich gut getan hat. Ich habe mich herzlich gefreut, viele Freunde und Geschwister von nah und fern wiederzusehen, wenngleich der Anlaß auch ein sehr trauriger war.
Wir dürfen uns aber auch freuen, daß Angelika nicht mehr leiden muß und es nun viel besser hat.
Bei der anschließenden Kaffeetafel in der Christuskirche in Peine waren 140 Trauergäste, was mich sehr gefreut hat. Wir hatten auch “nur” ca.140 Plätze gedeckt. Es kam also gut hin.
Danke für jede herzliche Umarmung trotz starkem Wind, jeden stillen Blick, jedes ausgesprochene Wort, jedes stille Schweigen und einfach nur Dasein. Danke für die über 150 Briefe mit persönlichen Wünschen und auch Gaben, für die vielen mitgebrachten Kuchen und Brötchenteller für die Kaffeetafel, für die exzellente Organisation dabei u.v.a.m.
Es heißt, “das Leben geht weiter”. - Dieses schnell ausgesprochene Wort hoffen wir auch, aber der Weg des “Weitergehens” stellt sich sehr beschwerlich, fehlt doch die Hälfte meines Daseins, der warmherzige Rückhalt unserer Familie.
Gott helfe uns, ein neues Ziel vor Augen zu stellen und den Weg dahin zu suchen und zu finden. Möge Gott uns allen dazu mit Kraft, Liebe, seiner Weisheit und Ausdauer dazu verhelfen, den von IHM vorgegebenen Weg für unsere Familie zu finden und darauf zu gehen.
Jemand sagte mir: “Wenn Gott eine Tür zuschlägt, macht er an anderer Stelle wieder eine auf.” - Das will ich erwarten und hoffe, daß wir sie auch erkennen.
Nachsatz
Wenn Sie Hilfe suchen oder Fragen haben, sprechen Sie mich bitte an. Ich bin immer für Sie da!
Wilfried Rust
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